„Marseille ist keine Stadt für Touristen. Es gibt dort nichts zu sehen. Seine Schönheit lässt sich nicht fotografieren. Sie teilt sich mit. Hier muss man Partei ergreifen. Sich engagieren. Dafür oder dagegen sein. Leidenschaftlich sein. Erst dann wird sichtbar, was es zu sehen gibt. Und dann ist man, wenn auch zu spät, mitten in einem Drama. Einem antiken Drama, in dem der Held der Tod ist. In Marseille muss man sogar kämpfen, um zu verlieren.“ — Jean-Claude Izzo, buch Chourmo Marseille Trilogie. Total Cheops. Chourmo. Solea Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/1122862-jean-claude-izzo-marseille-ist-keine-stadt-fur-touristen-es-gibt-d/
Oder kürzer gesagt:
Marseille hasst man oder liebt es!
Ob der Spruch zutrifft oder ich es jetzt liebe, weiß ich nicht. Uns hat es aber sehr gut gefallen in der ältesten Stadt Frankreichs, gegründet von den Griechen 2600 v. Chr. Sehr viel zu sehen gibt es allemal. Und fotografieren lässt sie sich auf jeden Fall. Ich bin voll auf meine Kosten gekommen und fahre mit interessanten, spannenden street-shots im Kasten zurück nach Hause. Und: ich möchte gerne wieder kommen!
Dieses farbenfrohe Bild entstand am alten Hafen. An diesem Tag war die Stadt geschmückt. Es fand am 28. August der Jahrestag der Befreiung Marseilles am Ende des Zweiten Weltkrieges statt. Die aufgespannten Regenschirme zeigen die Flagge von Marseille, die auch ein Zeichen für Widerstand der Marseillais gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung darstellt.
Dieses street-art – Bild beschreibt Marseille meiner Meinung nach recht gut. Marseille ist bunt. Marseille ist auch ein bisschen gefährlich. Marseille ist aber auch sehr fröhlich, witzig und weltoffen!
Die Stadt hat tatsächlich immer noch einen relativ schlechten Ruf! Bandenkriminalität und Drogenhandel gibt es zwar dort noch immer. Jedoch aber nicht in den touristischen Vierteln um den Vieux Port , sondern nur in den Außenbezirken! Spätestens, seitdem Marseille im Jahr 2013 zu Europas Kultur-Stadt gekürt wurde, hat sich in der Stadt sehr viel verändert. Gerade rund um den alten Hafen gibt es sehr viele spannende Viertel zu entdecken. Vor allen Dingen das sogenannte Panier ist ein wahres Schmuckstück. Es zeichnet sich durch schmale Gassen, spannende, kleine Läden, Restaurants, Kneipen, Bars, urban gardening und unglaubliche Streetart – Graffitis aus. Das Bild oben entstand auch dort.
In einer solchen Stadt gibt es natürlich nicht nur spannende Ecken, Architektur, Museen und Shops. Auch die Menschen hier sind sehr vielfältig und interessant, wie auch der nächste candid-shot zeigt.
Nicht nur die Menschen in Marseille sind bunt. Auch die Architektur ist sehr abwechslungsreich! So findet man neben klassischer Architektur auch ultra- moderne Bauten und sogar ein Vorzeigeprojekt von Le Courbusier im Bauhaus-Stil. Diese Cite‘ Radieuse besichtigten wir und waren sehr beeindruckt. Eigentlich ist es ein Wohngebäude, in dem heute noch normale Menschen leben. Es gibt aber eben auch diese fantastische Dachterrasse, ein Cafe‘ mit schöner Aussicht, ein Restaurant und diverse Künstler – Ateliers.
Meine Tochter übt zur Zeit verschiedene Handstand-Varianten. Diese wirken natürlich vor einer ungewöhnlichen Kulisse noch mal cooler!
Nach diesem Abstecher in die Bauhaus – Welt kam dann das architektonische Kontrast-Programm. Wir besuchten das wahrscheinlich bekannteste Wahrzeichen Marseilles: die Kathedrale Notre-Dame de la Garde, im Volksmund La Bonne Mère – „die gute Mutter“ genannt. Über 2 Millionen Menschen im Jahr besuchen diese auf einem etwa 160 m hohen Hügel thronend über Marseille gelegene Wallfahrtskirche. Von dieser hat man einen fantastischen Blick über die Stadt.
Hier folgen wir dem Blick des jungen Mannes über die Stadt hin zu den Friaul- Inseln. Die kleine Insel im Vordergrund ist die wohl bekannteste. Sie wurde in dem Roman „der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas verewigt. Auf der Ile d‘If wurde der Protagonist gefangen gehalten.
Jetzt blicken wir hinunter auf den alten Hafen und die Altstadt. Man sieht links am Ende des vieu ports die alte Citadelle, das Fort Saint Nicolas. Direkt dahinter, fast verdeckt, sieht man noch das MUCEM, das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeerraumes, eines der meistbesuchtesten Museen der Welt. Etwas weiter hinten in der Mitte sieht man die Kathedrale La Major. Vor ihr Richtung Hafen befindet sich das schon erwähnte Le Panier.
Hier sehen wir la bonne mere vom vieu port aus in ihrer vollen Pracht.
Es gibt aber auch viele ruhige, beschauliche Ecken, in denen die Menschen Ruhe und Muße finden…
Ich mag das Spiel mit Licht und Schatten sehr! Mir gefällt hier, wie die Frau scheinbar ins Dunkel die Treppe hinunter geht. Die weiße Bluse und der helle Hut verstärken den Kontrast noch.
Selten, aber es gibt sie noch. Menschen mit Buch, statt mit Smartphone!
Wie in einem französischen Dorf fühlt man sich auf dem place de moulins im ältesten Viertel der Stadt, im le panier.
Am vieu port findet sich ein weiteres architektonisches highlight. La Ombriere von Sir Norman Foster. Es besteht aus einem flachen Dach, dessen Unterseite stark spiegelt und das von acht 6 m hohen Pfählen gehalten wird. Es dient sowohl als Treffpunkt, als Schutz vor Regen sowie auch als Ideengeber für interessante Fotos.
Natürlich gibt es in Marseille auch viele Street – Artists. Wie diese Capoeira- Truppe…
… aber eben auch ruhige, stimmungsvolle Szenarien wie hier an einem U-Bahn-Aufgang. Die farbigen Lichtreflexe fand ich unwiderstehlich. Deswegen schoss ich auch eine ganze Serie von Bildern an diesem Spot…
...oder am Eingang der Kathedrale La Major. Hier faszinierte mich der andächtige Blick der jungen Dame und die Lichtsituation, in der die Mademoiselle fast einer Erscheinung gleicht…
Zum Schluss möchte ich noch mal zurückkommen zu diesem Feiertag der Befreiung Marseilles. Hier fragt man sich, nach was die Menschen Ausschau halten. Es sind Fallschirmspringer, die direkt vor den Menschen im Hafen von Marseille landen werden. Später flog noch im Tiefflug die berühmte französische Fliegerstaffel über den Hafen hinweg.
Zur Erinnerungskultur in Frankreich wie auch in Deutschland und anderen Ländern gehört es, sich an solchen Tagen in der jeweiligen Tracht oder Uniform der Zeit zu zeigen. Dafür gibt es mittlerweile viele Vereine. Ein schönes Beispiel sieht man hier.
Mit diesem bunten street-art und einem „Blumendieb“ verabschieden wir uns aus Marseille und von euch für dieses Mal.
Wie immer hoffe ich, dass euch meine Reportage gefallen hat und ich würde mich natürlich auch über Kommentare von euch sehr freuen.
Bald folgt ein weiterer Post. Denn wir waren nicht nur in Marseille, sondern besuchten auch einige schöne Städte und Dörfer in der Provence. Freut euch z. B. auf Impressionen aus Arles, Toulon, Aix en Provence und einigen wunderschönen Dörfern im Hinterland.
Bis dahin
Es grüßt euch in freudiger Erwartung neuer Erfahrungen und Einblicke
Euer Holger
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